Die Tiergestützte Intervention umfasst die tiergestützte Therapie,- Förderung,- Aktivität sowie die tiergestützte Pädagogik. Sie fasst alle Maßnahmen zusammen, in denen Tiere unterstützend zum Wohle des Menschen eingebunden werden. Dabei ist es egal ob sie aus der Ferne beobachtet werden, sie berührt oder direkt mit ihnen agiert wird.
Tiergestützte Pädagogik
Unter tiergestützter Pädagogik werden alle Maßnahmen verstanden, die einen positiven Effekt auf das Verhalten von Kindern, Jugendlichen und Erwachsene haben–und zwar durch das Zusammenarbeiten mit einem Tier. Die Tiergestützte Pädagogik sollte ausschließlich von ausgebildeten Pädagogen ausgeführt werden wie z.B. Erziehern, die sich in der Tiergestützten Intervention weitergebildet haben. Die Durchführung verlangt wie andere Interventionsformen auch, spezifisch qualifizierte Personen, welche sowohl bezogen auf den Menschen und seine Entwicklung, Persönlichkeit, aktuelle Lebenssituation und Bedürfnisse, als auch bezogen auf die Möglichkeiten und Bedürfnisse des Tieres, Fachkompetenzen im Sinne von Fachwissen, Erfahrung und Handlungsfähigkeit besitzen. Der Einsatz hat ein definiertes pädagogisches und/oder erzieherisches Ziel.
Grundlage der Arbeit bilden pädagogische Methoden. Wichtig ist zu beachten, der Hund ist immer nur Co-Pädagoge! Das bedeutet, dass der Hund den Pädagogen lediglich in seiner Arbeit mit dem Klienten unterstützt.
Tiergestützte Förderung
Hier steht im Vordergrund die zielgruppenspezifische Förderung mit definierten Förderzielen wie beispielsweise Motivierung, soziale Aktivierung oder Anregung der Kommunikation.
Tiergestützte Aktivität
Im Vordergrund steht hier eine gemeinsam mit dem Tier ausgeführte Aktivität, welche jedoch keine konkreten und ausformulierten Förderziele verfolgt. Hier sind die Freude am Umgang mit Tieren und deren Wohlergehen grundlegende Inhalte. Sie reicht von Wanderungen mit dem Tier bis zu Besuchsdiensten in Seniorenheimen.
Warum tiergestützte Intervention?
Verschiedene wissenschaftliche Disziplinen haben sich intensiv mit den Beziehungen zwischen Menschen und Tieren auseinandergesetzt. Die hieraus gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen belegen, dass eine qualifizierte Anbahnung von Mensch-Tier-Interaktionen geeignet sein kann, positive Effekte bei Menschen auszulösen. Tiere haben keine Vorurteile gegenüber Menschen. Ihnen ist es egal, wie eine Person aussieht oder spricht. Sie sind immer da und vermitteln durch ihre unvoreingenommene und neutrale Art das Gefühl akzeptiert zu werden. Sie geben direkt Rückmeldung auf das ihnen entgegengebrachte Verhalten und spiegeln es unmittelbar wider. Durch diese Verhaltensweisen wirken Tiere positiv auf Menschen ein und ermöglichen ihnen, sich in verschiedenen Kompetenzbereichen weiterzuentwickeln.
Das Erlangen von Kompetenzen spielt in unserer Entwicklung eine große Rolle, denn es sind Fähigkeiten, die einem dabei helfen sich im Leben in sämtlichen Situationen zurechtzufinden. Kompetenzen lassen sich nicht lernen wie z.B. Vokabeln, sondern entwickeln sich durch das eigene Tun und Handeln. Die Förderung von Kompetenzen aus den verschiedenen Kompetenzbereichen ist unumgänglich und wichtig für eine positive Entwicklung. Die positive Wirkung von Tieren auf den Menschen ist mittlerweile unumstritten und durch zahlreiche Studien belegt. Auch, dass Tiere, vor allem Hunde, auf Kinder Reize ausüben, ist eine Tatsache, wodurch es naheliegend ist, die Förderung von verschiedenen Kompetenzen mit Tieren zu verbinden. Durch ihre bio-psycho-sozialen Wirkungsmechanismen können Tiere den Menschen bei seiner Bestrebung, seine Grundbedürfnisse zu befriedigen und bestimmte Ziele zu erreichen, unterstützen.
Außerdem sind Tiere ein bewährtes Mittel zur Kontaktaufnahme zu. Selbst ein verschlossener Mensch, der schüchtern, ängstlich und skeptisch fremden Personen gegenüber ist, kann sich nur schwer dem Charme von z.B. Hunden entziehen, so dass der Weg zu einer tragfähigen Therapeut-Klient-Beziehung geebnet ist. Man kann davon sprechen, dass Tiere eine „Vorfeldfunktion“ besitzen, weil sie die Atmosphäre, in der die eigentliche therapeutische (oder pädagogische) Arbeit stattfindet, positiv beeinflussen. Tiere öffnen also Türen. Und schaffen damit einen Zustand, in dem man gut weiterarbeiten kann.
Damit ist aber auch gesagt: Tiere heilen nicht! Sie unterstützten den Therapeuten/Pädagogen in seiner Arbeit.
Organisationsformen und deren Nutzung
Es gibt verschiedene Möglichkeiten Hunde im Bereich der Tiergestützten Pädagogik einzusetzen. Die Interaktionsformen, die im Folgenden beschrieben werden, können ineinander übergehen und somit gleichzeitig stattfinden.
Die freie Interaktion
Unter der freien Interaktion wird verstanden, dass die Begegnung zwischen dem Klient und dem Hund ohne gezielte Anleitung oder Lenkung von dem Hundehalter stattfindet. Allerdings muss gewährleistet sein, dass der Hundeführer die Möglichkeit hat, das Tier zu kontrollieren. Der Nutzen der freien Interaktion ist, dass der Klient zum einen ganz bewusst mit dem Hund agieren und auf ihn reagieren kann und zugleich unbewusste Handlungen vom Hund direkt widergespiegelt werden. Der Klient hat dann die Möglichkeit, zunächst ohne Einflussname, für sich selbst zu reflektieren und zu verarbeiten, wie sich die selbst gezeigte Verhaltensweise auf den Hund ausgewirkt hat. Daraufhin kann er für die nächste Interaktion mit dem Tier andere Handlungsmuster entwickeln oder bei dem bestehendem Verhalten bleiben.
Die gelenkte Interaktion
Gelenkte Interaktion bedeutet, dass der Hund in geplanten Situationen gezielt eingesetzt wird und es bereits im Vorfeld meist genauere Zielsetzungen gibt. Der Nutzen der gelenkten Interaktion besteht darin, dass durch bestimme Übungen oder Angebote zuvor gesetzte Ziele gut erreicht werden können.
Die ritualisierte Interaktion
Der Nutzen der ritualisierten Interaktion besteht darin, dass der Klient bereits im Vorfeld weiß, wie die Situation mit dem Hund ablaufen wird und was er tun sollte. Das kann insbesondere den Klienten helfen, die eher ängstlich sind und noch Sorge haben, dem Hund im Form einer freien Interaktion zu begegnen.
Funktionsformen des Hundes
Während der Interaktion mit Klienten kann der Hund unterschiedliche Funktionen einnehmen, welche innerhalb einer Situation veränderbar sind oder sogar gleichzeitig auftreten können.
Die Begegnung zwischen Mensch und Tier wirkt nicht nur auf einen einzelnen Bereich, sondern kann mehrere Bereiche gleichzeitig beeinflussen. Jedoch ist hier ein Vertrauensverhältnis sowie ein Beziehungsaufbau zwischen Mensch und Tier notwendig, um effektive Wirkungen erzielen zu können. Ist eine Beziehung zwischen Mensch und Tier entstanden, kann ein Tier mit Auswirkung auf den Menschen gesundheitsfördernde Effekte entfalten.
Nicht nur das Streicheln, sondern auch die bloße Anwesenheit eines Tieres hat eine Stress reduzierende Wirkung. Ferner kann das Nervensystem aufgrund von verminderter Ausschüttung von Stresshormonen und der Ausschüttung von Endorphinen durch Anwesenheit eines Hundes positiv beeinflusst werden. Durch verschiedene Angebote besteht die Möglichkeit überschüssige Energien abzubauen, sowie die Wahrnehmung, den Orientierungs- Koordinierungs- und Gleichgewichtssinn und die Motorik zu fördern. Des Weiteren wird durch die Bewegung an der frischen Luft die Sauerstoffzufuhr im Körper verbessert, die Muskulatur durch die Bewegung trainiert, die Motorik im Körper allgemein aktiviert, das Immunsystem gestärkt und die Begeisterung für körperliche Aktivitäten gefördert.
Tiere haben einen positiven Effekt auf das allgemeine Wohlbefinden. Durch den Umgang kann sich der Mensch seelisch ausgeglichener fühlen und wird befähigt, seine Emotionen zu steuern und zu kontrollieren. Außerdem kann eine Frustrationstoleranz entwickelt bzw. erweitert werden. Die Zuwendung eines Tieres hilft, problematische (Lebens-)Situationen bzw. emotionale Belastungen umzuwerten, zu überstehen und zu bewältigen, denn ein Tier akzeptiert den Menschen so wie er ist und bietet eine ständige und gleichbleibende Zuneigung. Es kritisiert den Menschen nicht und schafft dadurch eine Interaktionsmöglichkeit ohne Bedrohungen und Belastungen.
Durch verschiedene Aufgaben erfährt der Klient, neben dem Gefühl gebraucht zu werden, eine stetige Wertschätzung und Akzeptanz durch den Hund. Durch z.B. die Versorgung und die damit verbundene Übernahme von Verantwortung erlebt der Klient seine eigenen Kompetenzen, gewinnt an Vertrauen zu sich selbst und in seine Fähigkeiten, was eine Steigerung des Selbstvertrauens bedeutet. Menschen können in Tieren aber auch Trost finden, Geselligkeit, Vertrauen, Zuneigung, Nähe und Berührungen erfahren. Tiere schenken Gefühle, wie Wichtigkeit und Unersetzlichkeit. Sie können helfen Bindungen aufzubauen.
In der Interaktion mit dem Tier kann die Aufmerksamkeitsspanne und die Konzentration erweitert, sowie ganzheitliches Lernen z.B. durch Beobachten, Streicheln, Bewegungsabläufe etc. gefördert werden. Strukturiertes Verhalten und Handeln wird gefördert, der Mensch lernt klar und deutlich zu handeln und steigert durch die Interaktion die Merkfähigkeit.
Des weiteren werden der Erwerb von Sachkompetenz sowie das Erlernen des Wissens der Grundsätze in der Kommunikation Hund-Mensch gefördert und geschult
Durch die Interaktion mit dem Tier wird die Fremd- und Selbstwahrnehmung verbessert, die die Grundlage für die Entwicklung von Empathie bildet. Ein Hund spricht den visuellen Sinn (z.B. durch Beobachtung), den olfaktorischen Sinn (z.B. durch Riechen an Futter), den kinästhetischen Sinn (z.B. durch Streicheln), den gustatorischen Sinn (z.B. durch Probieren von auch für den Menschen geeigneten Hundefutter wie z.B. Obst) an. Durch den Hund kann zudem die Qualität der Wahrnehmung verbessert werden. Die Intensität wird beispielsweise dann geschult, wenn das Kind den Unterschied zwischen leichtem Berühren und richtigem Anfassen des Felles begreift. Durch das genaue Beobachten der Körpersprache des Hundes kann die Differenziertheit der Wahrnehmung gesondert geschult werden.
Durch den Hund können zum einen rein sprachliche Fähigkeiten trainiert und zum anderen das Einsetzen der nonverbalen Kommunikation geübt werden, denn Tiere dienen als Sprachreiz. Die Kommunikationsformen des Hundes haben positive Wirkungen auf den Menschen. Durch den Hund werden die Kinder zum Sprechen angeregt indem sie beispielsweise dem Hund sagen, was er tun soll. Zudem wird die deutliche Aussprache trainiert, da der Hund Kommandos nur mit deutlicher und verständlicher Aussprache befolgen kann. Ferner wird die nonverbale Kommunikationsfähigkeit gestärkt, da der Klient z.B. Verhaltensweisen erlernt dem Hund zu zeigen, dass er keinen Kontakt möchte. Auch lernt der Klient seine Sprache und nonverbale Gesten kongruent einzusetzen, da Hunde vermehrt auf die nonverbale, als auf verbale Signale reagieren.
Menschen werden von Tieren angenommen und geliebt und genau das zeichnet die Freude aus, die von Tieren auf Menschen ausgehen kann. Ein Hund kann zwischen Klienten, einen sozialen Vermittler darstellen. Auch in verschiedenen Einrichtungen verbindet das Medium Hund, denn er bietet im Alltag Gesprächsstoff und regt dadurch die Kommunikation und den Austausch untereinander an, wodurch nicht nur die Kommunikationsfähigkeit sondern auch soziale Kontakte gefördert werden. Klienten lernen durch die Interaktion mit einem Tier auf natürliche Weise, sich durch Berührung, mimische, gestische und akustische Zeichen, durch Blickkontakt und Körperhaltung auszudrücken, sowie die Körpersprache und das Verhalten eines anderen Lebewesens genau zu beobachten. Es können neue Umgangsformen mit Menschen entwickelt und soziale Ängste durch die wechselseitige, nonverbale und kritiklose Abstimmung tierischer und menschlicher Bedürfnisse, reduziert werden. Der Klient lernt seine Bedürfnisse zurückzustellen, sich anzupassen und Kompromisse einzugehen sowie mit Enttäuschungen umzugehen. Durch den Umgang und den Beziehungsaufbau mit Tieren lernen die Klienten Einfühlungsvermögen, welches sich auch auf den Umgang mit Menschen übertragen lässt. Zieht sich ein Hund während eines hohen Lautstärkepegels zurück oder reagiert er nicht auf Befehle, macht es für die Klienten erfahrbar, dass die Lautstärke den empfindlichen Ohren des Hundes nicht gut tut. Durch eine anschließende Reflexion im Bezug auf das Verhalten des Hundes, lernen Klienten sich in ein anderes Lebewesen hineinzuversetzen, seine natürlich gezeigten Grenzen zu akzeptieren, sich selbst Grenzen im Verhalten aufzuerlegen und dem Tier mit Verständnis und Gelassenheit zu begegnen.
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